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06.08.2007 :: Karate in der Schweiz

schweiz_0 Karate erstmalig bei Schweizer Kids mit Blutererkrankung eingesetzt.







In der letzten Woche machte sich ein motiviertes Kompetenzteam (Marco Herbsleb, Ulricke Buhl, Ralf und Robert Ziezio) im Auftrag der Sportmedizin Jena auf in die Schweiz, um das jährlich stattfindende Ferienlager für Kinder mit Hämophilie (Blutererkrankung) zu unterstützen.

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Insgesamt 27 hämophile Kinder von 4 bis 16 Jahren trafen sich dieses Jahr im idyllischen Gluringen (Schweizer Kanton Wallis). Das Krankheitsbild, "Hämophilie", zeichnet sich durch einen erblich bedingten Mangel an Gerinnungsfaktoren aus. Die Folgen dieser Krankheit sind äußere und innere Blutungen, die bei falscher Behandlung invalidisierende oder lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Nur durch Injektionen der fehlenden Faktoren kann in diesem Fall die Gerinnung adäquat gesteuert werden. Die Gefahr von auftretenden Blutungen durch traumatische Ereignisse ist bei Kindern sehr hoch, da deren Bewegungsdrang sowie das Erfahren ihrer aktuellen Umwelt ein funktionerendes Gerinnungssystem benötigt. Es ist häufig ein Spagat zwischen Schutz vor Verletzungen einerseits und der Ermöglichung einer weitgehend normalen Entwicklung der Kinder andererseits. Seit bereits vier Jahren unterstützen die Jenaer Sporttherapeuten vom Lehrstuhl für Sportmedizin das ehrgeizige Projekt des Schweizer Kinderarztes Dr. Rainer Kobelt. In jedem Jahr steht dieses Kinderferienlager unter einem speziellen Motto. Letztes Jahr wurde beispielsweise ein erfahrener Schweizer Outdoor-Experte engagiert, der den Kindern viele Aspekte im Umgang und Leben mit der Natur nahe brachte. Auch für das Jahr 2007 stand wieder ein gewagtes Ziel zur Umsetzung an.

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Die beiden Rochlitzer Ralf und Robert Ziezio wurden gebeten, explizit für hämophile Kinder ein angepasstes Karatetrainingsprogramm zu entwickeln und durchzuführen. Der besondere Reiz war dabei, dass Kontakt-Sportarten wie Karate als sehr risikoreiche sportliche Aktivitäten für hämophile Personen gelten. Natürlich mussten Ralf und Robert einen sanften Zugang zur Ausübung der Karatekunst wählen. Vordergründig wurden vielseitige koordinative und konditionelle Fähigkeiten geschult. Aber auch der Spaß bei dem Kennenlernen der fernöstlichen Sportart und die zugrunde liegende Disziplin waren zentrale Pfeiler des Sportprogramms.

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Um eine weitgehend funktionelle Vorgehensweise zu gewährleisten, wurden die einzelnen sportlichen Inhalte sehr genau von den beiden Rochlitzer Karatesportlern geplant und diskutiert. Besonders durch die eingebrachte sporttherapeutische Erfahrung von Marco Herbsleb war diese exzellente Umsetzung eines solchen sportlichen Events überhaupt erst möglich geworden.

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Den Abschluss des Ferienlagers bildete ein kleiner Wettkampf, wo das Gelernte von einer dreiköpfigen Jury bewertet wurde. Mit einer einstudierten Kür versuchten die Kids in altersgerechten Dreier-Gruppen gegeneinander anzutreten. Am Ende konnte jeder entweder eine Gold-, Silber- oder Bronzemedallie sein Eigen nennen. Das Beeindruckende war aber nicht nur der Wettstreit an sich, sondern das Strahlen der kleinen Kinderaugen, denn sie durften eine für sie eigentlich nicht zu empfehlende Sportart ausüben.

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Für das Sport- und Therapeutenteam war es eine tolle Erfahrung erleben zu dürfen, wie diese Kinder voller Offenheit, Vertrauen, Disziplin, Freude und Fürsorge miteinander agierten und handelten. Robert Ziezio meinte dazu: "Es ist einfach schön zu sehen, dass durch Sport und Bewegung das Selbstwertgefühl und das Verantwortungsbewusstsein positiv beeinflusst werden kann." Auch Karate in einer abgewandelten sanften Form kann es ermöglichen, dass Kinder mit Hämophilie lernen, was es heißt selbst Regie und Verantwortung in ihrem Leben zu übernehmen.
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